Le Marin – Horta
Offshore – Atlantic Crossing:
Da in Deutschland gerade nicht so viel auf dem Wasser geht, füllen wir das Meilenkonto bei einer Yachtüberführung aus der Karibik gerade etwas auf…
Regelmäßig unregelmäßige Updates vom Atlantik per Iridium im Blog auf unserer Website.
Sonntag gehts los.
So, 16.5.
Le Martin, Martinique: 13:42 Uhr (local)
Die Leinen sind los, runden Südspitze Martinique bei 20 Knoten aus Ost.
Mo, 17.5.
Moin, moin!
Wir sind gut durch die Nacht gekommen, so langsam finde ich meine „Seebeine“…
Bin diesmal der Einzige, der an See Krankheit leidet.
Wir haben gut 15 Knoten Wind aus Ost, was sich in einen Amwind Kurs mit rund 20 Knoten scheinbaren Wind übersetzt. Haben in den ersten 24 Stunden rund 160 Meilen zurück gelegt.
Di, 18.5.
Über 300 Meilen haben wir schon runter; der Passat kommt aus Süd-Ost, daher können wir direkt auf die Azoren zuhalten. Mal sehen, wie lange das noch hält…
Wir haben heute vom „Wettermacher“ unseren Rendezvous Point bekommen, den wir bis Samstag erreichen müssen, um uns an das nächste Tiefdruckgebiet dran hängen zu können. Delfine hatten wir leider noch keine; aber Seevögel Bowling haben wir gestern gespielt. Vier Vögel haben die fliegenden Fische vor unserem Boot gejagt, als sie satt waren, haben sie sich immer drei bis vier Bootslängen in unseren Weg gesetzt, um aufzufliegen, kurz bevor wir sie erreichen. Reichlich gibt es fliegende Fische und Sargasso Gras – man kann fast befürchten der Atlantik wächst zu. Macht jedenfalls das Angeln unmöglich; immer Gras in der Leine.
Mi, 19.5.
Wir sind super durch die Nacht gekommen, entgegen den Vorhersagen ist der Wind nicht eingeschlafen und behält seine südliche Richtung bei (SO – SSO), so dass wir mit rund 6Kn Fahrt direkt auf die Azoren zuhalten können. Ca. 450Sm sind „unten durch“, noch knapp 1900Sm zum Ziel… (direkter Weg). So schnell und so direkt wird das nicht bleiben…
Heute koche ich – ein rotes Gemüse Curry mit Reis.
Do, 20.5.
Liebe Grüße von hoher See Gerade ein Segelboot getroffen. Wenig zu tun…
Fr. 21.5.
Wir hatten vorhin einen riesigen Schwertfisch an der Angel; ist Hemingway-mäßig zweimal richtig aus dem Wasser gesprungen… und dann ist die Leine gerissen. Hatte bestimmt zwei Meter. Beeindruckend! Ich hoffe wir bekommen noch frischen Fisch auf den Tisch.
Haben jetzt knapp über 600 Seemeilen hinter uns. Erstaunlicherweise können wir auf direktem Weg auf die Azoren zuhalten; der Passat spinnt irgendwie. Hoffentlich hängen wir dafür nicht ewig in den Rossbreiten (Kalmen) fest. Das Essen ist klasse, die Sonne reichlich und die Bewegung knapp… Man ist mit seinen Gedanken allein…
Sa. 22.5.
Wir sind gut durch die Nacht gekommen, mussten mangels Wind aber „motoren“; jetzt läuft es wieder mit gut 6 Knoten, aber der Wind kommt immer noch aus der „falschen“ Richtung. Immer noch aus SO statt aus W; wir befinden uns noch immer im Passat Bereich und nicht in der Westdrift. Eine Wetterkarte wäre jetzt Gold wert. Die Sorge bleibt, dass trotz aller Strecke, die wir gemacht haben noch ein dicker Flautegürtel vor uns liegt. Ist halt Segeln…
Wir haben gerade vor zehn Minuten einen zehn Kilo Tuna gefangen… Sushi satt!!!
So. 23.5.
Wieder eine Nacht vorbei. Nach einer Rauschefahrt Richtung Norden schläft hier gerade der Wind ein – 2 Knoten, wahrscheinlich von oben… Maschine an und
Marschfahrt mit fünf Knoten Richtung Azoren; Wind soll heute Mittag zurück kommen, aber blöde Richtung.
Nach Sushi, Tuna Tartar und Tuna Steaks (jeweils satt), gibt es heute die exklusivsten Fischfrikadellen des Planeten… Zum Frühstück noch ein wenig Sushi für mich… Dann ist der Fisch auch zur Hälfte weg.
Heute Nachmittag müssten wir die ersten 1.000 Seemeilen voll machen; Distanz zur Hafenmole Horta aktuell 1.367 Seemeilen Luftlinie; die erste Woche ist
somit auch durch. Erschreckend, wie wenig man getan bekommt in 24 Stunden: Steuern, schlafen, essen – repeat. Immerhin schon ein Buch gelesen, fast…
Rundum nur Wasser, herrlich tintenblau; der Himmel leicht bedeckt; gut gegen Sonnenbrand. Jetzt bin ich aber schon wieder Müde – vor dem Frühstück vielleicht noch eine Runde schlafen? Ist ja erst 10:00 Uhr.
Mo., 24.5.
Haben eine ziemlich windarme Nacht hinter uns; habe mir über Stunden ein „Rennen“ (ca. 3 Knoten Fahrt) mit einer Yacht ein paar Meilen Backbord geliefert. Leider hatten die kein AIS und zum anfunken war es einfach nicht die Uhrzeit… bin gespannt, ob wir die in Horta treffen. Jedenfalls keine Ahnung, ob ich da eine Maxi oder einen kleinen Fahrtensegler zersägt habe… Hier ist alles cremig und wir kommen solala voran; bald ist Halbzeit!
Di., 25.5.
Gott ist das frustrierend, da schläft sogar der Atlantik ein; keine Welle nur eine gaaanz lange, flache Dünung. Zero Wind – gespenstisch…
Wie müssen die das früher ohne Wassermacher und Stahlsegel erlebt haben???
Da konnte man schon mal an Meuterei denken und Rösser über Bord schmeissen.
Mi., 26.5.
Seit 24 Stunden dieseln wir jetzt mit verminderter Drehzahl durch einen spiegelglatten Atlantik, um Sprit zu sparen und möglichst ein Windfeld zu erreichen… Wir sind unter 1000 Meilen Reststrecke, eigentlich „Endspurt“. Stattdessen müssen wir alle halbe Stunde rückwärts Gas geben, weil wir Sargasso-Gras aufgesammelt haben… aus fünf Knoten werden dann noch etwa vier. Und der Atlantik liegt da, wie Salatöl in der Schüssel. Unser bester Kumpel – der Autopilot.
Dafür planen wir einen Boots-Refit: Wir brauchen dringend: Einen Whirlpool, eine Sauna, einen Weinkeller, eine Eiswürfelmaschine eine Bar und einen Kinosaal. Später schauen wir mal, wo wir das ganze einbauen wollen…
Die Sonne brennt uns ganz schön auf den Schädel!!! Noch 998,78 Sm bis zur Tür von Peter Café Sport und dem ersten Gin Tonic (GPS sei Dank). Gestern Abend wurde anlässlich des „Bergfestes“ die Crew mit Alkohol (Rotwein) gefügig gemacht.
Do., 27.5.
Nicht erschrecken, wenn Ihr auf den Plotter schaut; nein, wir haben nicht aufgegeben, wir steuern jetzt nicht die Kanaren an. Seit 05:00 Uhr haben wir wieder Wind. Nur direkt auf die Nase. Also haben wir uns für Stb-Bug entschieden, da wir so die meisten Meilen zum Ziel gutmachen; in der Hoffnung, dass der Wind wieder südlicher dreht und wir die Strecke nach Nord, die wir jetzt verlieren wieder gutmachen können… Sonst? Geht die Wette nicht auf… und es kann etwas länger dauern…
Oder doch Kanaren???
Sa., 29.5.
Wir haben wieder Wind und nähern uns langsam dem Ziel, ob wir rechtzeitig für einen früheren Abflug ankommen, ist mehr als ungewiß.
Wie gewonnen, so zerronnen…
Hatte gestern eine spannende Nachtwache. 20 Knoten Wind von vorne, Kreuzsee und kohlraben-schwarze Nacht; wir sind zwar gerefft gefahren, aber Du hast die Welle, in die Du reinkrachst nicht einmal gesehen…
Jetzt hat sich die See beruhigt und wir segeln fast gradlinig auf die Azoren zu.
So., 30.5.
Das ist doch mega frustrierend! Wir kreuzen auf dem Atlantik auf!!! Statt Westdrift östliche Winde; aktuell NO… nicht Richtung Ziel… direkt voraus liegt gerade Island oder Grönland – nach Wahl.
Wenn wir die aktuelle Situation hochrechnen, dann brauchen wir noch rund 200 Stunden…
Der Wind ist doof.
Und nach allem was wir wissen dreht sich da auch nix; kein Tief weit und breit im Anflug – angeblich sogar noch Flaute!
Zum Haare ausreißen, aber davon habe ich aktuell ja auch genug. Die Sonne scheint, der Wind weht und wir segeln – in die falsche Richtung…
Jetzt erst mal nen Kaffee und dann Frühstück.
Mahi-Mahi Tartar mit Rührei von frei lebenden Hühnern (von Raoul auf Martinique). Wind haben wir auch… aber den Falschen… und zu wenig… und überhaupt… und so.
TROTZDEM!!!
Hauptsache der Kaffee ist heiß.
04:00 am 15. Tag: Der Atlantik liegt nahezu spiegelglatt, kurz nach Vollmond, Milliarden von Sternen; es ist so hell, dass ich einen scharfen Schatten im Cockpit schlage. Wir laufen mit 5,7 Knoten direkt aufs Ziel, der Plotter zeigt 6,2 Knoten VMG (Velocity Made Good – Geschwindigkeit, mit der man sich dem Ziel nähert), läuft also scheinbar eine Strömung mit. Während meiner Wache kommen wir unter die 500Sm zur Kneipentür. Einziger Vermouthstropfen (schreibt man das so???-ne!) der Diesel nagelt vor sich hin…
Nix Wind. Vor mir fängt der Himmel an hell zu werden.
Die Kleidung hat sich auf Nachtwache verändert. Statt Shorts, T-Shirt und Rettungsweste – jetzt Fleece, volles Ölzeug, Stiefel und Rettungsweste. Morgen vielleicht noch die Skiunterwäsche??? Hat ja nur noch 17Grad. Ist saukalt, wenn Du Dich drei Stunden nicht bewegst… In den letzten 10 Minuten ist es fast hell geworden, müssen mal wieder die Uhr vorstellen, damit das eine Nachtwache bleibt. Im Moment liegen wir mit 2 Stunden hinter Martinique und 2 Stunden vor den Azoren noch in der Mitte – gibt die Karte so nicht mehr
her.
Gott sei Dank! Jetzt wird der Horizont schon rot… Noch fünf oder sechs Tage…
So., 30.5.
Das Meer liegt wieder ruhig da. Wir haben die Maschine an und nutzen ein paar Stunden, um unter Maschine Richtung Ziel zu kommen. Noch rund 570Sm Luftlinie bis zur Türschwelle von Peter Café Sport.
Mit Glück Samstag… geht halt unter Segeln nur in die falsche Richtung.
Warten noch das endlich ein Fisch beißt.
Mo., 31.5.
Bei uns bläst es gerade ganz schön; wir können am Wind genau auf Horta zu halten. Um 19:00 Uhr soll der Wind wieder gegen uns drehen…
Di., 1.6.
Wir hatten gestern Abend ein Linsen Curry und dann eine ganz wilde Nacht; am Abend hat der Wind von NW auf N gedreht und dann war es dahin mit auf Ziel zuhalten. Dafür hat er dann aber richtig aufgedreht – in Böen bis über 25 Knoten. Ich bin dann in finsterster Nacht mit gerefften Segeln mit 7 bis 8 Knoten Fahrt durch ein Wellenmeer gebrettert, das ich nicht sehen, dafür aber umso härter gespürt habe. Unter Deck habe ich die Mitsegler durchgekegelt…
Jetzt gerade pendelt der Wind zwischen 5 und 20 Knoten, aus gänzlich falscher Richtung. Dafür soll aber Morgen und Übermorgen Flaute sein…
Wir kommen nie an!
Haben bereits deutlich über 2000 Meilen hinter uns und fahren jetzt vor den Azoren zick-Zack auf und ab.
Merde!!!
Was gibt es sonst noch? Jede Menge Portugiesische Galeeren! Nein, kein Sonnenstich oder Abstecher in die Antike, sondern eine Quallenart, die segeln kann!
Unbedingt mal googeln, läßt sich schwer fotografieren, sehen aber mega aus.
Hunderte…
Mi., 2.6.
Hier spielt das Wetter weiterhin verrückt; jetzt kein Wind mehr, aber Unwetter voraus. Zumindest haben wir uns in einen Bereich gemogelt, in dem wir mit dem Restdiesel ankommen würden.
Sieht gerade nach Freitagabend oder Samstagvormittag aus. Noch 295 Sm Luftlinie, aber das bedeutet bei den spitzen Winkel und dem Wetter gar nichts… Inzwischen sind bis auf drei Tomaten und zwei Gurken alles Frische aufgebraucht – oder vergammelt…
Richtig erschreckend ist, wie viel Dreck auf dem Ocean schwimmt.. Netze, Bojen, Holz – Dreck!
Sauerei!
Do., 3.6.
Heute ist der 19. und wahrscheinlich vorletzte Tag. Wir sind bei deutlich unter 200Sm angekommen; gerade eine Begegnung mit dem Forschungsschiff Atalante gehabt, das hier draußen seine Kreise dreht und einer riesigen Schule Delfine, die rund ums Schiff aus dem Wasser gesprungen sind – herrlich. Jetzt noch einen Biss an der Angel fürs Abendessen und der Tag wäre perfekt!
Fr., 4.6.
Land Ahoi!
Faial voraus in der Sonne.
Ankunft in etwa fünf Stunden.
Einreisebestimmungen bisher unklar – eigentlich haben wir drei Wochen Quarantäne hinter uns…
Nachdem uns der Wind endgültig verlassen hat und wir uns in den Bereich hochgekreuzt haben, in dem wir Horta mit unserem Restdiesel erreichen konnten, sind wir 36 Stunden durchmotort.
Jetzt liegen wir im Vorhafen von Horta mit gelber Flagge und dürfen nicht an Land. Morgen werden wir um 11:00 Uhr zum Corona Test abgeholt und bekommen hoffentlich das Ergebnis bereits Samstag, ansonsten erst Montag.
Obwohl wir 19 Tage auf See in Quarantäne waren, dürfen wir hier nur mit einem negativen PCR Test einreisen…
Also G+T erst frühestens Samstagabend, ansonsten Montag zum Frühstück…
Wir waren für den Freitagstest eine halbe Stunde zu spät.
Mist!
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